3. Kapitel - Die soziale Basis der Dritten Universaltheorie

In diesem Kapitel, das Muammar al-Gaddafis Sozialtheorie darstellt, bezieht er sich auf gesellschaftliche Strukturen, soziale Gruppierungen und die Erziehung. Er hebt einige Unterthemen hervor, da sie für ihn sehr wichtig zu sein scheinen.

Gaddafi schreibt, dass die Familie für das Individuum wichtiger als der Staat sei, für ihn sind Familien sehr wichtig und darüber hinaus unabdinglich für die Menschheit als Ganzes und einzelne Personen.[1] Er bezeichnet Stämme als „Sekundärfamilien[2], die die „gleichen sozialen Vorteile“ und den „gleichen materiellen Nutzen“, wie normale Familien haben. Der Stamm sei „die gesellschaftliche Schule“. Damit meint er, dass durch die gegenseitige Kontrolle, die in Stämmen existiere, zwangsweise eine soziale Erziehung erfolgt, die „besser und menschlicher als jede Schulerziehung“ sei.[3] Dies sieht Gaddafi als etwas Gutes, denn im Gegensatz zu der auf Lehrplänen beruhenden Erziehung würden die durch Stammeserziehung angeeigneten Verhaltensmuster zu einer „zweiten Natur während des Reifungsprozesses des Individuums“ werden und nicht „mit zunehmender Reife“ verloren gehen.[4]

Hinsichtlich der Menschenrechte gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, zwischen Kind und Erwachsenem. Aber in Bezug auf die Art ihrer Aufgaben besteht absolut keine Gleichheit.[5] Muammar al-Gaddafi schreibt sehr viel zum Thema Frau. Er äußert sich strikt gegen Verhütung und Abtreibung, da dies für ihn als Mord gilt.[6]

Seine Aussagen laufen darauf hinaus, dass die Frau keine „Männerarbeit“ tätigen darf und Kinder auf die Welt bringen soll. Dies begründet er damit, dass der Mann von Natur aus zum Arbeiten gemacht sei und die Frau dazu da sei, Kinder auf die Welt zu bringen, denn nur dadurch würden Mann und Frau ihre „natürlichen Rollen[7] verwirklichen.

Muammar al-Gaddafi unterteilt Minderheiten in zwei Arten. Entweder wurde das „soziale System“ der Minderheit innerhalb einer Nation gebildet, oder außerhalb. Wenn es außerhalb einer Nation gebildet wurde, dann könne man es als eigenständige Nation betrachten und müsse sie auch entsprechend behandeln.[8] Er hebt die Schwarzen explizit hervor, denn er ist der Meinung, dass sie sich bei der weißen Rasse, in Form von Rache oder ähnlichem, Genugtuung verschaffen wollen.[9]

Unwissenheit wird es dann nicht mehr geben, wenn alles so dargestellt wird, wie es tatsächlich ist, und wenn Wissen über alle Dinge jedem in einer Weise zur Verfügung steht, die ihm zuträglich ist.[10] Gaddafi sieht die heute existierenden Schulsysteme, die z.B. einen Lehrplan und eine Schulpflicht implizieren, als einen „Akt der Diktatur“.[11] Er ist der Meinung, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte zu lernen, was er will, und nicht, dass diesem Menschen nur ein begrenztes oder gar vorgefertigtes Maß an Lernmöglichkeiten zur Verfügung stehen sollte[12].

al-Gaddafi sieht es als unausweichlich und notwendig, dass die Menschen sich eine gemeinsame Sprache aneignen und diese über mehrere Generationen an ihre Nachkommen weitergeben, um eine gemeinsame Kultur aufzubauen.[13]

Desweiteren äußert sich Gaddafi negativ zum Thema Sport, da die Massen zuschauen und nicht selbst spielen. Hier sind wieder Parallelen zu seinen politischen Ansichten zu erkennen, da er damit darauf hinaus will, dass das Volk selbst handeln, also in diesem Fall Sport betreiben soll, und nicht, dass das Volk nur zuschaut und Anderen das Entscheiden überlässt.[14]

 


[1] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.80

[2] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.84

[3] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.84

[4] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.84

[5] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.107

[6] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.95

[7] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.98

[8] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.107

[9] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.108

[10] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.111

[11] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.109

[12] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.111

[13] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.111-114

[14] Muammar al Qaddafi, Das Grüne Buch, S.114-119